Ist ein Bodenseeurlaub ein Urlaub am Meer? Geografisch gesehen sicher nicht, urlaubestechnisch gesehen auf jeden Fall. Denn am Bodensee, dem so genannten „Schwäbischen Meer“, kann man vieles von dem erleben was man von einem Urlaub am Meer erwartet.
Am Meeresufer beeindruckt die Weite des Wassers – das tut sie am Bodensee auch. Dieser mit weitem Abstand größte deutsche See ist so lang (65 km), dass man in Längsrichtung auch bei bestem Wetter nicht von Ufer zu Ufer sehen könnte, weil durch die Erdkrümmung die Seemitte 82 m über den Uferhöhen liegt. Und allein schon Deutschlands Bodensee-Ufer ist 273 km lang, mehr Uferlänge braucht man auch an Nord- oder Ostsee nicht. Dass das Schwäbische Meer nur an wenigen Stellen über Sandstrand verfügt (an der deutschen Bodenseeküste vor allem bei der Marienschlucht), wird durch andere Vorzüge ausgeglichen.
Meere beeinflussen auch durch die Temperaturspeicherung des Wassers das regionale Klima. Auch der Bodensee tut das. Durch seine außergewöhnliche Tiefe (bis auf 250 m hinunter) in Verbindung mit seiner großen Oberfläche ergibt sich ein hohes Wasservolumen, nämlich die rund 24fache Wassermenge des Chiemsees. (Kleines Gedankenspiel: Selbst die tiefste Stelle des Bodensees liegt immer noch 150 m höher als der Meeresspiegel von Nord- und Ostsee). Das große Volumen des Sees sorgt dafür, dass rundherum ein relativ mildes Klima herrscht, in dem hochwertiges Obst und guter Wein gedeihen, und auf der Insel Mainau wachsen Palmen.
Mit welchen Vorzügen kann also dieses Binnenmeer aufwarten, die es im Wettbewerb mit Nord- und Ostsee als Reiseziel so interessant machen? Einen nannten wir soeben: Wer große Wasserflächen und zugleich das Weinlaub und die Welt der Winzer liebt, kann in Deutschlands Norden lange danach suchen, wird diese Kombination aber – mildes Meeresklima hin oder her – an „der See“ nicht finden, wohl aber am Bodensee. Und wer sonnen-exponiertes, freundliches und heimeliges Hügelland mit Obstgärten liebt, findet dieses im Norden ebenfalls nicht, wohl aber an den Ufern des Schwabenmeeres. Für Freunde (sub)tropischer Pflanzen und südlich anmutender Gärten ist ebenfalls der Bodensee eine gute Adresse, vor allem die schon erwähnte Insel Mainau.
Der Bodensee ist auch ein gutes Terrain für Aktivurlauber: Wandern und Radfahren („Bodensee-Radweg“), Surfen und Schwimmen sind sehr beliebt. Auch Taucher kommen auf ihre Kosten, müssen aber wissen: Das Tauchen im Bodensee ist anspruchsvoll und sollte wie eine Wattwanderung an der Nordsee nur von Experten oder unter deren Anleitung praktiziert werden. Fotofreunde können in den vielen Yachthäfen von Unteruhldingen bis Hagnau, von Immenstaad bis zur idyllischen Inselstadt Lindau fotogene Ensembles ohne Ende vor ihre Linse nehmen (unser Tipp dazu: Der Yachthafen von Langenargen).
Wer also Urlaub an deutschen Küsten machen will, kann das herrliche Bodenseeufer als Alternative zur Nordsee oder Ostsee ernsthaft in Betracht ziehen. Der Bodensee hat seinen eigenen Charme.