Nordseeküste und Ostseeküste, die großen deutschen Urlaubsregionen am Meer, haben beide ihre speziellen Liebhaber(innen). Kein Wunder: Beide Meere bzw. Küsten haben ihre Besonderheiten und Vorzüge. Und bekanntlich macht Gefallen schön.
Nehmen wir zum Beispiel das Thema Ebbe und Flut. An der Nordseeküste und den Inselküsten spielen Ebbe und Flut eine beherrschende Rolle; dagegen ist ein Ostseeurlaub praktisch gezeitenfrei. Die Ostsee ist trotz ihrer Größe zu klein, um Ebbe und Flut spürbar werden zu lassen. Die Nordsee ist zwar auch nicht viel größer, bekommt aber ihre Gezeiten frei Haus vom Atlantik geliefert, zu dem die Ostsee keine Verbindung hat. Das bedeutet: Die Liege am Ostseestrand muss gezeitenhalber nicht versetzt werden, der Strandkorb hat einen festen Standort, selbst das vergessene Handtuch bleibt trocken.
Oder nehmen wir das Beispiel Salzgehalt: Die Ostsee hat nur einen geringen Salzgehalt, etwa ein Drittel von dem der Nordsee. Kein Wunder – schließlich ist die Ostsee nichts anderes als eine Riesenpfütze aus geschmolzenen Eiszeit-Gletschern, Süßwasser also. Der heutige Salzgehalt stammt aus der späteren Verbindung zur Nordsee. Dementsprechend ist auch die Ostsee-Strandluft weniger salzig als die am Atlantik, aber herrlich klar und gut ist sie natürlich trotzdem.
1900 km lang ist die deutsche Ostseeküste zwischen der dänischen und der polnischen Grenze – eine Urlaubsregion mit vielen Facetten. Zwischen Flensburg und Heringsdorf, von Fehmarn bis Usedom, von der Kieler Förde bis zum Stettiner Haff bildet die Ostseeküste eine Perlenkette schönster Urlaubsmöglichkeiten.
Für die Inseln der Ostsee gilt Ähnliches wie für die nordfriesischen Nordsee-Inseln: Sie sind nicht als angeschwemmte Sandbänke entstanden (wie die ostfriesischen Inseln), sondern sind natives Festland, und nur durch den Meeresspiegel-Anstieg von diesem abgetrennt worden. Dennoch weisen sie so manche Eigenheiten auf, wie etwa die berühmten Kreidefelsen auf Rügen. Und eines haben viele Ostsee-Badeorte ihren Schwestern an der Nordsee auf jeden Fall voraus: Ihre anheimelnde Optik, die berühmte Bäderarchitektur. Früher als die Nordsee hat zuerst die Ostsee allerlei Prominenz als Urlaubsgäste angezogen, die hier Residenzen und Villen errichten ließ und andere zu Investitionen ermunterte. Es ist ein Genuss für Augen und Seele, Ostsee-Kurpromenaden entlang zu flanieren – schon alleine zum landseitigen visuellen Genuss, vom seeseitigen ganz zu schweigen.
Diese spezielle Ostsee-Ästhetik setzt sich in mancherlei Namensgebungen fort. Ortsnamen wie Kühlungsborn und Heiligendamm, Timmendorfer Strand und Hohwacht, Heiligenhafen und Haffkrug klingen vielen Ostseefreunden wie Musik in den Ohren.
Und mit manchen Ostsee-Orten verbinden sich so manche Erinnerungen – selbst von Menschen die niemals dort waren. Mit Haffkrug zum Beispiel. Viele heutige Erwachsene haben in ihrer Kindheit die spannenden Abenteuer von „Käpt´n Konny“ gelesen oder als Fernsehserie verfolgt, die der Autor Rolf Ulrici am Ostseestrand von Haffkrug spielen ließ. Die Ostsee steckt halt voller Überraschungen. Oder hätten Sie gedacht, dass die Ostsee an ihrer tiefsten Stelle 459 Meter tief ist? Ganz schön viel für eine Gletscherpfütze. Sehen Sie doch einfach mal nach ob es stimmt … (das geht auch ganz ohne selber runter zu tauchen).