So wie es derzeit (Sonntag, 28.6.2015) aussieht, müssen Griechenland-Urlauber sich für die nächste Zeit auf eine besondere Situation im Land einstellen. Das mögliche Ausscheiden des Landes aus dem Euro löst in der griechischen Bevölkerung Besorgnis aus und veranlasst viele Griechen, ihr Verhalten in Geldsachen zu ändern. Drei Befürchtungen stehen dabei im Vordergrund: Dass Konten teilweise eingefroren werden könnten, dass Euros am Automaten oder Bankschalter schlicht und einfach nicht mehr vorhanden sind, dass Euros nicht weiterhin ins Ausland überwiesen werden können (Kapitalverkehrskontrollen) und dass evtl. kurzfristig die Drachme oder ein Gutscheinsystem als offizielles Zahlungsmittel neben den Euro treten könnte. Bei einem Umtauschkurs von 1:1, mit dem ohne Zweifel zu rechnen wäre, würde die Kaufkraft der Menschen drastisch sinken, weil das neue Geld – egal wie es heißen würde – gegenüber dem Euro deutlich abwerten würde. Ökonomen rechnen mit einem Wertverlust von 30 bis 50 Prozent.
All dieses hat zur Folge, dass viele Griechen möglichst viele Euros in bar zu halten wünschen statt sie nur als Zahlen auf ihrem Konto zu sehen, wo sie womöglich bald nur noch als Drachmen verbucht sein könnten. Und dass viele die Kaufkraft des Euros nutzen, um notwendige Güter des täglichen Lebens damit auf Vorrat zu kaufen (Hamsterkäufe).
Was bedeutet dies für Urlauber, die bereits in Griechenland sind oder in nächster Zeit nach Griechenland reisen werden? Vorweg gesagt: Grundlegende Veränderungen der Urlaubsbedingungen sind nicht zu erwarten, denn alles findet ja auf Basis geschlossener Reiseverträge zu vorab vereinbarten Konditionen statt, Pauschalreisen bzw. Hotelbuchungen und Flüge sind ja auch vorab bezahlt.
Änderungen können sich vor Ort daraus ergeben, dass Reisende auch von ihrem eigenen Konto nichts mehr abheben können, weil die Europäische Zentralbank die griechischen Geldautomaten nicht mehr nachfüllt. Konsequenz: Es sollte deutlich mehr Bargeld mitgenommen werden als man es auf Reisen sonst praktiziert (empfohlen wird der Bedarf für 4 Tage) und auf dieses Bargeld sollte man natürlich auch aufpassen – Stichwort Hotelsafe. Und falls Sie jemandem in Griechenland frisches Eurogeld senden wollen: Ob oder wie lange Geldsendedienste wie Western Union die gewünschte Auszahlung vor Ort (W. U. hat 1600 Auszahlungsstellen in Griechenland, auch auf vielen kleinen Inseln wie Santorin) tatsächlich garantieren können, sollte mit dem Dienstleister jeweils aktuell geklärt werden (http://www.westernunion.de/de/geld-senden-nach-griechenland).
Zu rechnen ist auch mit Verteuerungen stark nachgefragter Güter wie Benzin. Sollte es bei der Organisation des griechischen Zahlungswesens zu Problemen kommen, kann es hier und da zu Tauschhandelsphänomenen zwischen Griechen untereinander (Naturaltausch, vergleiche die „Zigarettenwährung“ in der deutschen Nachkriegszeit) kommen. Benzin ist da zweifellos ein guter Tauschgegenstand. Euro-Barzahler werden überall uneingeschränkt willkommen sein. Und für die Strecken, die man als Tourist im Lande mit dem Wagen zurücklegt, dürfte eine Treibstoffverteuerung auch keine wesentliche Verteuerung des Urlaubs darstellen. Auf der anderen Seite könnte es zu einigen Preissenkungen kommen: Kurzfristig, falls der mit Euro zahlende Kunde einen Bonus erhält, denn Euros werden begeht bleiben. Mittelfristig könnten die Europreise touristischer Dienstleistungen (Unterkunft, Essen und Trinken) sinken, falls Griechenland als Reiseziel vorübergehend weniger frequentiert wird. Derzeit sind die Buchungen jedenfalls rückläufig.
Sollte die Drachme allerdings wirklich kommen, dürften allein über den Währungseffekt (Abwertung) die Urlaube in Hellas billiger werden. Und dann wird auch die Nachfrage wieder anziehen, denn die Ägäis ist blau und schön wie eh und je, die Sonne leuchtet über Griechenland auch in Zeiten der Krise.
Noch ist keineswegs sicher, wie die ganze Sache ausgehen wird. Was, wenn das Volk sich mehrheitlich für den Euro-Verbleib ausspricht? Was, wenn die Regierung Tsipras dann zurücktritt und eine konservative Administration das Ruderüber nimmt? Zwar ist das Vertrauen in griechische Regierende „dank“ Tsipras auf das Schwerste beschädigt, denn er hat Zusagen der Vorgängerregierung widerrufen. Er hat damit den ehernen Grundsatz „pacta sunt servanda“ – Verträge sind einzuhalten (unanbhängig davon, welche Regierung sie geschlossen hat) mit Füßen getreten. Andererseits gibt es sicherlich Ideen bei den EU-Regierungschefs, bei der Eurogruppe, bei der Kommission, wo und wie man noch ein Türchen finden könnte. Oder doch nicht? In diesem Punkt lassen wir uns gerne überraschen.
Sicherlich werden in den nächsten Tagen genauere Informationen zu den angeschnittenen Themen fließen, die wir ebenfalls an Sie weiter geben werden. Bei Fragen zu aktuell anstehenden Reisen können Sie sich selbstverständlich auch an Ihren Reiseveranstalter oder Ihr Reisebüro wenden (wenn Sie Ihre Reise bei uns, hotelkatalog24.de, gebucht haben, beraten wir Sie gern unter Tel. 02323/987900).