Wenn Sie schon einmal auf einer der kanarischen Inseln Urlaub gemacht haben, werden Sie es längst wissen: Die Kanaren sind vulkanischen Ursprungs. Aus der Tiefe des Meeresbodens, der in dieser Gegend 4000 m bis 6500 m unter dem Meeresspiegel liegt, ist die Höllenglut des Erdinneren aufgestiegen und hat so hohe Berge aufgetürmt, dass wir – nachdem sie längst erkaltete sind – oberhalb des Meeresspiegels auf ihnen Urlaub machen können. Im Falle des Teide -des Teneriffa überragenden Vulkangipfels – erreicht dieses Gebirge sogar eine Höhe von 3718 Metern über dem Meer, 755 m höher als die Zugspitze. Die anderen Kanaren-InselGipfel sind zwar niedriger, aber dennoch eindrucksvoll: La Palma 2426 m, Gran Canaria 1949 m, Fuerteventura 807 m, Lanzarote 671 m. Dass zum Beispiel Lanzarote großflächig relativ flach aussieht, ändert nichts an den bis heute sichtbaren vulkanischen Phänomenen: Die Insel ist zum größten Teil mit Lava bedeckt, die aus den 300 Kratern ihrer 100 Vulkane ausgestoßen wurde. Und in ihren „Feuerbergen“ grillt man – etwa im Restaurant El Diablo – bis heute das Fleisch direkt über der Vulkanglut.
Das imposanteste Vulkan-Ambiente auf den Kanarischen Inseln gibt es zweifellos auf Teneriffa zu besichtigen. Teneriffa-Urlauber sollten sich einen Besuch des Teide nicht entgehen lassen. Die Teide-Region ist sogar mit öffentlichen Buslinien leicht zu erreichen – und der Gipfel per Seilbahn. Ganz ähnlich wie bei der Zugspitze ist das ein leichter Ausflug für die ganze Familie, von 8 bis 80. Die Mittelgebirgslandschaft zu Füßen des Teide, auf halber Höhe zwischen den Uferorten wie Puerto de la Cruz und dem Hochgebirge, ist übrigens eine beliebtes Wandergebiet, das sein grünes Kleid den regenspendenden Passat-Winden verdankt (jedenfalls gilt dies für die Nordhälfte Teneriffas).
Am Teide angekommen, mag sich mancher ein wenig über den Anblick wundern, vor allem wenn man vielleicht schonmal typische Vulkankrater wie den des Ätna oder des Vesuv gesehen hat, die sich streckenweise als brodelnde Abgründe darstellen. Nichts dergleichen beim Teide: Er ist eine sogenannte Caldera (mit Betonung auf dem e, von span. caldera=Kessel). Caldera-Vulkane wie der Teide haben zwar den für Vulkane typischen umlaufenden Kraterwulst (Bergkamm), dazwischen aber keinen Abgrund, sondern eine mehr oder weniger horizontale Fläche. Vom Kraterrand aus kann man das beim Teide wunderbar erkennen. Leider kann man in der weiten „Kraterebene“ des Teide schon lange nicht mehr frei herumwandern, da sie unter Naturschutz steht. Allzu viele Touristen haben hier in vergangenen Jahrzehnten schmucke Lavasteine als Souvenir mit nach Hause genommen, wo sie als beinahe exotisches, schwarz-blasiges Dekor das Wohnzimmer zieren. Im Gegensatz zum Edelweiß der Alpen – das man bekanntlich ebenfalls nicht pflücken darf – wachsen Lavasteine noch nicht einmal nach. Erst der nächste Vulkanausbruch wird diesen Mangel beheben, schauen wir mal wann … Wie auch immer: Calderen entstanden nicht durch den Vulkanausbruch als solchen, sondern durch den späteren Zusammenbruch des Vulkangipfels, nachdem der Lavakessel tief in der Erde endlich leer war und der Berg daraufhin in sich zusammenbrach, ähnlich Bergsenkungen über ausgehöhlten Bergwerken.
Ein anderes Caldera-Beispiel ist übrigens – für viele Mitteleuropäer sogar per Kurztrip erreichbar – der Laacher See in der Eifel. Dieser hübsche Mittelgebirgs-See ist nichts anderes als das Regenwasser, das sich über Jahrtausende in der Caldera eines alten Vulkans angesammelt hat – denn die „Schüsseln“ der Eifeler Maare sind vulkanischen Ursprungs. Und so alt und „abgeschliffen“ die Eifeler Maare auch aussehen mögen: Sie sind (wie auch die Insel Santorin) viel jünger als die Vulkanlandschaften der Kanarischen Inseln. Auf denen ist allerdings seit einiger Zeit wieder etwas Vulkanisches los: Vor El Hierro brodelte ab Ende 2011 für ein halbes Jahr der Meeresboden, es entstand ein neuer Vulkankegel.
Das europäische Vulkanien, die Kanarischen Inseln, lebt – machen Sie doch mal Urlaub bei Mr. Spock!