„Von Thiladhunmathi Uthuruburi bis Huvadhu Atholhu Dhekunuburi und darüber hinausuburu.“
Westliche Zivilisationen und Urlaubsreisende haben es nicht leicht mit den Malediven. Zwar sind die 26 maledivischen Atolle mit ihren insgesamt knapp 1200 Inseln (die meisten von ihnen sind allerdings nur kleine Inselchen und unbewohnt) herrlich anzuschauen, und das schon aus der Luft im unvermeidlichen Flug zur Hauptstadt Male. Außerdem vermelden alle Rückkehrer von dieser 800 km langen „Inselkette“ (in der maledivischen Sprache Dhiveli bedeutet „Malediven“ genau das), dass es entgegen der Auffassung der meisten Religionen ein Paradies bereits auf Erden gibt.
Aber man hat als Einwohner abendländischer Kulturen mit den Malediven doch ein gewisses Problem. Zwar gibt es auch in Europa vokallastige Sprachen wie die untereinander eng verwandten Sprachen Finnisch und Ungarisch, und es gibt konsonantenlastige Sprachen wie das Deutsche, Schweizerische oder Niederländische, aber ein Vokalkonsonantentohuwabohu wie im Maledivenland ist uns fremd. Ein Beispiel: Das obenstehende Foto zeigt das Goifulhafehendhu-Atoll mitten in der westlichen Malediven-Kette. In der Nähe befinden sich die wunderschönen, aus dem Wasser aufragenden Korallenriffe Fareedhaafinolhu, Fehenfushi (Dhashufaruhuraa), Fulhadhoorah kairi finonolhu (Rahkairifinolhu) und Maafushi (Mathifaruhuraa). Dieser schwierige Sprachduktus erfordert tatsächlich eine paradiesische Landschaft als gerechten Ausgleich.
Die Atolle der Malediven wurden für uns Europäer nach dem Alphabet benannt
Allerdings sollten wir als Malediven-Reisende den guten Willen des Maledivenstaates gegenüber seinen Urlaubsgästen anerkennen. Denn man hatte dort ein Einsehen, dass der Atollname Thiladhunmathi Uthuruburi für einen Europäer, Australier oder Amerikaner (und nicht nur für diese) etwas „unhandlich“ ist. Also machte man es uns leicht und benannte dieses Atoll einfach in Haa Alif um, und Huvadhu Atholhu Dhekunuburi heißt für den Urlaubergebrauch Haa Dhaalu. Ist das nicht nett? Dabei brauchten die Maldiver gar nicht lange nach neuen Namen für ihre Atolle zu grübeln. Sie machten es sich leicht und benannten ihre Atolle einfach von Norden bis Süden nach den Buchstaben ihres Dhiveli-Alphabets und kamen dabei – gemessen an unserem Alphabet – so etwa bis zum Buchstaben S; das südlichste Atoll heißt denn auch Seenu. So wird das Paradies auch für Europäer sprachlich handlich.
Zumindest ist das so bis zu einem gewissen Grade. Denn jedes Atoll hat einen eigenen Verwaltungssitz, eine Provinzstadt gewissermaßen. Und dass im Falle des Atolls Thiladhunmathi Uthuruburi dieses Städtchen Dhidhdhoo heißt, muss man sich erstmal merken, auch wenn das Atoll auf europäisch – wie gesagt – Haa Alif heißt. Und auch der Hauptstadtname des Atolls Huvadhu Atholhu Dhekunuburi (für uns Europäer: Haa Dhaalu) ist mit seinem Namen Kulhudhuffushi etwas gewöhnungsbedürftig.
Wie aus Rom einmal Romuhudi Thididumudhita werden könnte
Also was wollen wir nun in unserem Urlaub tun? Natürlich können wir Urlaub in leicht zu merkenden Gegenden machen, etwa in ROM. Allerdings ist man dort nicht im Paradies (wenn auch sehr nahe dran an dessen Ständiger Vertretung auf Erden). Sobald man allerdings vom Petersdom oder der Spanischen Treppe spricht, oder vom Castel Gandolfo, – ja vielleicht mag man dann doch einmal an den armen Malediver denken, der nach Europa kommt und sich fragt, warum der Name Vatikan für ihn so schrecklich schwer auszusprechen ist. Hätten die Europäer da nicht entgegenkommenderweise noch sieben Vokale und vier Konsonanten einfügen können, für Reisende aus der Südsee? Vielleicht sollte der europäische Tourismuszentralverband für so etwas eine Arbeitsgruppe einrichten, bestehend zum Beispiel aus einem Finnen, einem Ungarn, einem Holländer und einem Schweizer. Aus Rom könnte dann beispielsweise Romuhudi Thididumudhita werden, oder Schlimmeres.
Das erste Mal wäre das ja nicht, dass in Europa Ortsnamen geändert werden. Gerade in Italien hat das Tradition, nämlich in Südtirol, wo zum Beispiel aus dem Kalterer See der Lago Caldaro wurde, was so ziemlich den Namenssinn in sein Gegenteil verkehrt, denn caldo bedeutet im Italienischen „warm“ und nicht kalt. Nun gut – wir wollen froh sein, dass die Südtiroler Ort- und Landschaften nicht einfach – wie im Falle der Malediven – nach dem Alphabet umbenannt wurden.
Merken Sie sich den Namen Ihrer Unterkunft
Reisen wir also doch mal auf die Malediven. Es wartet das Paradies auf uns. Falls es Ihnen dann so geht wie den meisten Gästen der Malediven, und Sie die Probleme bei der Aussprache der Atollnamen trotz dem netten Entgegenkommen nicht vollständig bewältigen können – merken Sie sich einfach den Namen Ihrer Unterkunft. Vermutlich hatten viele Hotelbetreiber schon befürchtet, dass eine Mund-zu-Mund-Empfehlung bei allzu kryptischen Namen nur beschwerlich vo statten gehen würde. Daher hören viele der traumhaften Hotelanlagen der Malediven auf vergleichsweise befreiend klingende Namen wie Holiday Island Resort (gelegen auf dem Süd Male Atoll) oder Chaya Lagoon Hakura (Mulakatholhu Atoll). Denn abgesehen von den wenigen großen und bekannten Atollen sind die Namen die Unterkünfte in der Regel deutlich bekannter.
Unser Tipp: Wenn Sie also Bekannten und Freunden von Ihrer Malediven-Reise erzählen, lenken Sie das Thema einfach auf Ihr traumhaftes Hotel 🙂