Lanzarote ist unter den Kanarischen Urlaubsinseln wohl diejenige mit dem ungewöhnlichsten und erstaunlichsten Landschaftsbild. Zwar sind alle Kanareninseln durch vulkanische Kräfte entstanden, auf Lanzarote ist aber dieser vulkanische Charakter am ausgeprägtesten und frischesten. Die Landschaft wirkt weitgehend bizarr und fantastisch, urzeitlich, oft unwirtlich und manchmal unwirklich. Hier fühlt man sich nicht an die Schwesterinseln wie Teneriffa oder Gran Canaria erinnert, sondern denkt zuerst an eine Mondlandschaft.
Die Vulkanausbrüche der vergangenen Jahrhunderte (zuletzt vor rund 300 Jahren) haben eine meterdicke Ascheschicht über die Insel gelegt, die zusammen mit den Vulkanbergen wie ein natürliches Chaos wirkt, über das der Mensch hier und da eine kulturelle Ordnung gelegt hat: Windschützende Mäuerchen für Pflanzen in penibler Anordnung zum Beispiel, wunderschön gestaltete, weiß leuchtende Anwesen und Touristenunterkünfte, auch Straßen, die oft ein wirklicher Schmuck der Landschaft sind, was ja eher ungewöhnlich ist.
Dass auf Lanzarote viel Ästhetik waltet, zurückhaltender als auf den anderen Inseln gebaut wird, dass hier keine Plakate die Straßen säumen und es praktisch keine Ampeln gibt – das verdankt die Insel großenteils ihrem bekanntesten Sohn, dem aus Arrecife stammenden Architekten César Manrique, der lebenslang für einen schonenden Umgang mit seiner Heimat geworben hat. Von ihm stammen viele Gebäude auf Lanzarote. Teneriffa-Urlaubern ist er vor allem als Schöpfer des Meerwasser-Freibades Lago Martianez in Puerto de la Cruz bekannt geworden.
Zu Manriques Werken gehört auch das Vulkangipfel-Restaurant „El Diablo“ im Nationalpark Timanfaya, der den vulkanischen Charakter der Insel in Reinform zeigt. Unser zweites Foto zeigt einen Teil dieses Gebäudes, an dem man den naturorientierten Baustil Manriques erkennen kann, der grafische Effekte bewusst und wirksam, aber dezent einsetzt. Zu seinem Stil gehört, auch Nebenräume auf demselben hohen Niveau zu gestalten und in das Gesamtkunstwerk einzubeziehen. Das Foto zeigt das an einem Gebäudeteil des erwähnten Gipfelrestaurants. Das steht übrigens auf heiß brodelndem Untergrund: Auf der Hitze aus einer Vulkanspalte grillen hier die Restaurantköche einen Teil der Speisen, die aufsteigende HItze hat eine Temperatur von 400 Grad Celsius.
Eine Rundfahrt durch die bizarrsten Teile der Vulkanlandschaft (weitere Informationen hier) ist nur im Bus der Nationalparkverwaltung möglich. Man versucht, den Charakter der Landschaft während der Rundfahrt durch passende Musik zu unterstreichen, unter anderem werden ein Ausschnitt aus Mozarts Requiem und die Einleitung von „Also sprach Zarathustra“ (Richard Strauss) gespielt. Letztere untermalt auch die Darstellung der Urlandschaft mit ihren Urmenschen zu Anfang des Films „Odyssee im Weltraum“ (jene Szenen wurden allerdings nicht auf Lanzarote gedreht, sondern in Festland-Spanien, in der Wüste von Tabernas bei Alméria).
Und hier noch zwei Timanfaya-Reisetipps zum Schluss: 1) Wer das Restaurant „El Diablo“ besucht, sollte das keinesfalls barfuß tun. Nicht wegen der Etikette, die wird in dieser Extremlandschaft eher klein geschrieben. Sondern weil man sich sonst die Fußsohlen verbrennen kann (auf dem Boden um den natürlichen Vulkangrill herum). 2) Auch Menschen, die eigentlich keine Busfahrten mögen, sollten im Timanfaya-Vulkanien eine Ausnahme machen. Es sind 45 Minuten die sich lohnen. Und im Eintrittspreis für den Nationalparkbesuch (derzeit 9 Euro) ist die Rundfahrt ohnehin enthalten.