New York – eine Weltstadt und ihre Quellen

Ein Reise nach New York, in die Stadt der Städte, ist eine Reise in pulsierende Gegenwart. Zugleich ist es immer auch eine Reise zu den Wurzeln dieser Stadt – denn ob man will oder nicht: Denen begegnen wir bei einem New York-Besuch auf Schritt und Tritt. Da können ein paar Hintergrundinformationen sicherlich nicht schaden, oder?

Mit einem Irrtum wollen wir gleich zu  Anfang aufräumen: Die Stadt New York heißt nicht City of New York (so nennt sich vielmehr die Stadtverwaltung), sondern ausschließlich New York City. Und mit einem weiteren auch: Den eigentumsrechtlichen „Grundstein“ zur heutigen Stadt New York legten weder die Niederländer (obwohl die Stadt anfangs Neu-Amsterdam hieß) noch die Engländer, Franzosen oder Spanier – sondern ein Deutscher. Der aus Kleve stammende Peter Minuit kaufte den ortsansässigen Indianern das Gelände des heutigen Manhattan ab, das bei jenen Manna-Hatta hieß. Kaufpreis: 60 Gulden. (Diese Auffassung wird von einigen Historikern angefochten, hat aber einiges für sich). Die Kolonie wurde später zunächst schwedisch, erst danach kamen die Engländer zum Zuge und gaben dem Ort seinen heutigen Namen.

Dass sich um diesen Namen, New York, einmal die Welt drehen würde, konnten die Gründer nicht ahnen. Die kosmopolitischen Wurzeln der Stadt, die heutzutage niemals schläft, waren aber mit den verschiedenen europäischen Eroberer-Nationen schon angelegt. Aber nicht nur europäisches, auch auch indianisches Blut dürfte in so manchem heutigen New York-Einwohner fließen. Außerdem war im Bundesstaat New York die Sklaverei erlaubt. New York war Bestimmungsort für zahllose Afrikaner, die wie Tiere aus Afrika in hierher verfrachtet wurden. Auch ihr Blut dürfte zweifellos in vielen heutigen New Yorker Adern fließen. In seinem Gedicht „Das Sklavenschiff“ beschreibt Heinrich Heine die Sorgen des Sklavenhändlers Mynheer van Koek, der mit 600 billig eingekauften Afrikanern nach Amerika unterwegs ist, als mitten auf dem Atlantik viele von ihnen erkranken:

»Um Christi willen verschone, o Herr,
Das Leben der schwarzen Sünder!
Erzürnten sie dich, so weißt du ja,
Sie sind so dumm wie die Rinder.

Verschone ihr Leben um Christi will’n,
Der für uns alle gestorben!
Denn bleiben mir nicht dreihundert Stück,
So ist mein Geschäft verdorben.«

Dass New York heute die breiteste Nationalitätenmischung aller Weltstädte hat, ist also schon rein historisch gut zu verstehen. In Manhattans Chinatown wohnen rund 100.000 Chinesen, von denen die Hälfte kein Englisch kann. Auch ein Klein-Italien gibt es in New York. Little Germany löste allerdings vor langer Zeit auf, als viele seiner Einwohner bei einem Schiffsunglück ertranken. Aber selbstverständlich kann man in New York City auch heute deutsches Brot (in der Bäckerei Glaser, 1670 First Avenue) und deutsche Wurst (in der Metzgerei Schaller & Weber, 1654 Second Avenue) kaufen, um nur diese Beispiel zu nennen. Wundert es noch jemanden, dass das trotz aller Krisen goldgeränderte Bankhaus Goldman Sachs deutsche Wurzeln hat? Gegründet wurde es von dem deutsch-jüdischen Auswanderer Marcus Goldman als Ein-Mann-Büro, später nahm er seinen Schwiegersohn Samuel Sachs in die Firma auf.

Als der deutsche Klavierbauer Heinrich Engelhard Steinweg im Jahre 1850 von Seesen (Niedersachsen) nach New York auswanderte, konnte niemand ahnen, dass seine Firma, die mit anglisiertem Steinweg-Nachnamen Steinway & Sons heißen sollte, eines Tages der führende Flügel- und Klavierbauer der Welt sein würde. In New York befindet sich heute nicht nur die „Fabrik“ der Steinway-Instrumente für die ganze Welt (nur die Instrumente für Europa werden in Hamburg hergestellt), sondern auch die edelste aller edlen Ausstellungen der Steinway-Firmenprodukte, nämlich in der Steinway-Hall (57th Str.).

New York City strotzt nur so von kulturellen Angeboten, aber auch von jeder anderen Art von Lebensfreude. Bei ersten Adressen wohnen, einkaufen, Jazz hören, Party machen – kein Problem. Frühstück bei Tiffany? Why not. Erwarten Sie etwa, dass es in der Stadt der Städte irgendetwas gibt, was es nicht gibt? Falls ja – probieren Sie es doch einfach mal aus … Stellen Sie New York auf die Probe. Bis jetzt hat diese Stadt vermutlich die meisten Wetten gewonnen. Bei einem Städtetrip ins „Neue York“ können Sie sich Ihr eigenes Urteil bilden.