„Roma aeterna – alles aussteigen!“

Rom Bocca dell verita - Foto/Copyright: Franz Josef Teupe

Rom, Bocca della veritá Im Eingang der Kirche S. Maria in Cosmedin   – Foto: Hotelkatalog24/Franz Josef Teupe


Quanto sei bella Roma

quanto sei bella Roma a primavera
er Tevere te serve
er Tevere te serve da cintura,
San Pietro e er Campidojo da lettiera,
Quanto sei bella Roma
quanto sei bella Roma a prima sera.
Gira si la vòi girà,
Canta si la vòi cantà.

Wie schön bist du doch, Rom,
wie schön bist du doch im Frühling …
Der Tiber gürtet dich,

gürtet dich seit Jahrhunderten,
Sankt Peter und das Kapitol sind dein Bett …

So lautet oder beginnt die erste Strophe (von zweien) eines der schönsten Gedichte über Italiens Hauptstadt Rom, verfasst im römischen Dialekt Romanesco. Die meisten Rombesucher sprechen kein Italienisch, und zum Genuss der Stadt ist das auch nicht notwendig. Erst recht spricht kaum ein Tourist den römischen Dialekt. In kehlig-römischem Gesang kann man die obigen Verse auch heute noch hier und da vernehmen, vor allem im Ortsteil Trastevere, jenseits des Tibers (trans Tiberim) also. Rom zu besuchen heißt: Jedem das seine, jeder das ihre Rom. Den DAS Rom gibt es nicht. Wie unser aktuelles  Reisefoto der Woche zeigt, setzt sich Rom immer aus Altem und Neue(re)m zusammen, und das buchstäblich bis in die Mauern der Gebäude hinein.

Zumeist kommen wir heute mit dem Flieger nach Rom, mancher aber reist immer noch mit dem Zug an, zum Beispiel wenn er schon einige Tage am Trasimenischen See verbracht hat. Oder weil er die Anblicke nicht verpassen wollte, die eine Zugfahrt von Florenz nach Rom eröffnet. Es gibt kein leuchtenderes Gelb auf Erden als jenes das man sieht, wenn der Zug den langen Apennin-Tunnel verläßt und sich nordtoskanische Weizenfelder dem Blick öffnen, in blendendem Leuchtendgelb.

„Termini“ heißt der römische Hauptbahnhof, das bedeutet „Endstation“. Auch im übertragenen Sinne ist Rom irgendwie eine Endstation. Natürlich muss man nicht unbedingt „Rom sehen und sterben“, wie es manche Schwärmer dachten, aber Rom sehen und begeistert sein ist eine realistische Variante für einen Rom-Besuch.

Welche Tipps sollte man einem Rom-Besucher geben, für einen Kurztrip, eine Städtereise oder einen ausgewachsenen Urlaub? Wir meinen: Am besten gar keinen. Reisen Sie nach Rom, verirren Sie sich in Rom, picken Sie einige Ziele heraus – und denken Sie nicht, Sie kennen anschließend diese Ewige Stadt. Ein Rombesucher sagte einst zu einem ortsansässigen Freund: „Jetzt bin ich drei Wochen in Rom und ich denke, ich habe diese Stadt schon ganz gut kennen gelernt“. Der Freund antwortete: „Mein Lieber, ich lebe schon 30 Jahre hier und habe von dieser Stadt noch nicht die geringste Ahnung!“

Nun ja, anfangen muss jeder mal, und im Falle Rom lohnt es sich ganz besonders. Tun Sie´s einfach, reisen Sie nach Rom.

Mitras-Statue unter S. Clemente - Foto/Copyright: Franz Josef Teupe

Mitras-Statue unter S. Clemente – Foto: Hotelkatalog24

Und falls Sie doch spezielle Rom-Tipps wünschen, die haben wir selbstverständlich auch. Zum Beispiel sollten Sie die langgestreckte Piazza Navona besuchen, die einst eine Kampfbahn war („Agona“). Oder die uralte ägyptische Pyramide vor den Stadttoren, in deren Nähe Goethes Sohn und die Dichter Keats und Shelley begraben sind. Die Inschrift auf Shellys´ Grabstein lautet: „Here lies one / who´s name was written in water …“. Schreiten Sie über die Via Appia mit ihren Geschichten-Schichten, tauchen Sie ab in die Katakomben, und schnuppern Sie die neuesten Parfum- und Mode-Kreationen in den City-Malls rund um die Via del Corso. Sie werden in Rom auch der Mafia begegnen, aber es nicht bemerken.

Halten Sie Ihre Hand in die Bocca de la Veritá, den „Mund der Wahrheit“ (Titelfoto), in dem einem Lügner angeblich die Finger abgebissen werden. Er steht im Eingangsbereich der Kirche Santa Maria in Cosmedin. Oder besuchen Sie die schlichte Basilika San Clemente, unter der sich – kaum zu glauben – eine weitere Kirche befindet, und darunter – o Wunder – nochmals ein weiteres Heiligtum, wenn auch kein christliches. Es ist ein Heiligtum des Sonnengottes Mitras, von dem sich auf Umwegen bestimmte Gebräuche des Christentums wie das Osterfest ableiten sollen. Ein Foto der etwa handgroßen Statue des Sonnengottes finden Sie ebenfalls oben – ein Blick 2000 Jahre zurück, und ein Beispiel für die buchstäbliche Überlagerung unterschiedlicher Epochen in dieser Stadt, die Sie heute unverändert besichtigen können (weitere Infos dazu finden Sie hier).

Sie können einen Tag am Lido einlegen, den der Tiber in vielen Jahrhunderten immer weiter in Richtung Meer geschoben hat. Sie können die Fimstudios Cinecittá ansteuern, in denen Regissuere wie Roberto Rosselini, Vittorio des Sica, Luchino Visconti und Federico Fellini viele ihrer Filme drehten. Rom ist eben unendlich vielseitig und daher ein Wagnis. Tun Sie´s einfach!

Und falls Sie Lust haben, die canzone „Quanto sei bella, Roma …“ einmal anzuhören – hier ist sie (auch wenn Lando Fiorini statt „a primavera“ die Variante „a prima sera“ singt, „am ersten Abend“):